Einige Beispiele
Beispiel 1: Harun hängt häufiger im Chatroom der David Beckham Fanseite. In letzter Zeit wird er ständig von einem Chatter angesprochen, der ihn fragt, ob er Sex haben will und ihm eklige Sachen schreibt.
Beispiel 2: Jemand hat mit Danas Namen ein falsches Facebook-Profil eröffnet. Das Profilfoto zeigt Danas Kopf, der auf den nackten Körper von einem Porno-Star montiert wurde. Auf der Pinnwand haben Mitschüler von ihr gemeine Kommentare hinterlassen.
Note! Die Beispiele sind fiktiv, wurden so ähnlich aber schon häufiger berichtet
Von den Kindern, die berichten, dass sie im Internet unangenehme Bekanntschaften gemacht haben, geben 51% facebook und Schüler-VZ als Ort des Geschehens an, weitere 16% sonstige Chats (vgl. die aktuelle KIM-Studie unten). Das ist auch nicht verwunderlich, da die sozialen Netzwerke und Chatrooms genau die Orte sind, an denen man mit anderen Menschen in Kontakt kommt. In der Prävention gilt daher unser besonderes Augenmerk der Frage, in welcher Form Kinder mit Anderen im Web in Kontakt treten und was sie dabei von sich preis geben.
Das Web2.0 ist für Kinder ein großartiger Ort sich auszuprobieren, zu spielen und Neues zu erfahren. Genauso wie „offline“ können wir sie vor unangenehmen Erfahrungen aber nur begrenzt bewahren.
Hilfe und Beratung
www.save-me-online.de ist eine kostenlose und anonyme Beratungsstelle im Internet für Kinder und Erwachsene
www.jugendschutz.net kontrolliert die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet
www.internet-beschwerdestelle.de ist eine online-Beschwerdestelle, die mit den Strafverfolgungsbehörden kooperiert. Hier können Sie illegale Aktivitäten im Netz melden, auch anonym
www.buendnis-gegen-cybermobbing.de
Das Bündnis gegen Cybermobbing bietet hilfreiche Tipps zu diesem häufig nachgefragten Thema.
Gewalt von Erwachsenen gegen Kinder
Cybergrooming
Als „Cybergrooming“ bezeichnet man die gezielte Kontaktaufnahme im Internet mit dem Ziel, Kinder oder Jugendliche zu missbrauchen. Der Missbrauch kann außerhalb des Internets stattfinden, indem ein Treffen vereinbart wird. Oder er findet im Internet selbst statt, indem das Kind zu sexuellen Handlungen vor der Webcam oder im Chat gezwungen oder überredet wird.
Cybergrooming kann sehr schnell gehen – jemand schreibt auf facebook hundert Kinder gleichzeitig an, ob sie sich für 100 Euro vor der Webcam ausziehen und selbst befriedigen. Der Beziehungsaufbau kann sich aber auch über Monate hinziehen. So dass die betroffenen Kinder gar nicht mehr das Gefühl haben, mit einer unbekannten Person zu reden.
Kinderpornographie
Kinderpornographie ist ein Phänomen, dass natürlich nicht erst mit der Erfindung des Internets entstanden ist. Durch die leichte Weitergabe von Kontakten und Dateien hat sich aber ein großer Teil der illegalen Tätigkeiten ins Netz verlagert.
Kinderpornographie im Netz wird selten über offen zugängliche Webseiten verteilt. Meistens erfolgt die Verbreitung über private Tauschbörsen oder per Mail-Verteiler. Ein großer Teil der Tauschbörsen ist nicht-kommerziell, das heißt, private NutzerInnen tauschen Sexfilme und -fotos miteinander aus. Der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornographie sind Straftaten.
Sexuelle Belästigung in sozialen Netzwerken und Chatrooms
Eine sehr häufige Form der sexuellen Gewalt im Internet ist die sexuelle Belästigung in Sozialen Netzwerken und Chats. Aufdringliche Fragen nach dem eigenen Körper (Hast du eigentlich schon Schamhaare?) oder nach sexuellen Erfahrungen (Bist du noch Jungfrau?) gehören genauso dazu wie die ungewollte Konfrontation mit pornografischem Material und der Exhibitionismus vor laufender Webcam. Der Übergang zum Cybergrooming ist natürlich fließend.
Gewalt von Jugendlichen gegen Kinder und Jugendliche
Cybermobbing
Cybermobbing ist – im Gegensatz zu Cybergrooming – ein Begriff, den heute viele Kinder kennen und auch benutzen. Cybermobbing ist der Begriff für das gezielte Fertig-machen von Personen im Internet. Mobbing kann von Einzelnen oder von Gruppen ausgehen, häufig sind ganze Klassen oder Jahrgänge in die Mobbing-Dynamik involviert.
Beliebte Wege, Menschen im Internet zu mobben, sind beleidigende Nachrichten an die Mailadresse oder an die Profiladresse. Dazu kommen Manipulationen von Fotos (der Kopf einer Mitschülerin wird in eine Porno-Szene rein montiert) und die Erstellung von sogenannten Fake-Profilen. Also Profilen, in denen ein Foto der Person mit dem echten Namen kombiniert z.B. in Facebook eingestellt wird. Auf der Profilseite können dann peinliche oder beleidigende Informationen verbreitet und auch an die Freunde der betroffenen Person verschickt werden
Happy Slapping
Mit „Happy Slapping“ bezeichnet man ein Phänomen der Jugendkultur, dass auf Portalen wie youtube oder facebook Verbreitung findet: Eine Person wird auf dem Schulhof geschlagen oder drangsaliert. Irgendjemand filmt die Szene mit seinem Handy und der fertige Film wird ins Internet gestellt. Happy Slapping kann natürlich auch in einer sexualisierten Form statt finden, indem jemand seine oder ihre MitschülerInnen auf der Toilette filmt oder ihnen die Hose runter zieht.
Nützliche Links
In der ROBERT-Studie von 2012 finden Sie aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Cybergrooming (auf Englisch).
Anderes Video und Foto-Material
Immer wieder kommt es vor, dass Jugendliche selbst produziertes Porno-Material ins Netz stellen. Ob die beteiligten Personen der Produktion und der Veröffentlichung zugestimmt haben oder nicht, wichtig ist, zu wissen, dass auch selbst produziertes Material unter den Straftatbestand der Kinder- bzw. Jugendpornografie fällt und damit strafbar ist.
Täter_innen im Netz…
… bleiben anonym
Im Prinzip kann man eine Person, die im Internet surft, über die sogenannte IP-Adresse ihres Internetanschlusses ermitteln. Dazu braucht es einen richterlichen Beschluss. Mit ein wenig technischem Wissen ist es aber gut möglich, die eigene IP-Adresse zu verschleiern.
… können viele Kinder ansprechen
Die vielen online gestellten Profile von Kindern und Jugendlichen ermöglichen es den TäterInnen, mit vielen Kindern gleichzeitig in Kontakt zu treten. Außerdem bekommen sie gleich eine Menge nützliche Informationen über das Kind präsentiert: was sind die Vorlieben und Interessen, werden leichtsinnig Personendaten heraus gegeben usw.
… machen sich nicht unbedingt jünger, als sie sind
Es gibt Erwachsene, die sich selbst als Kinder oder Jugendliche ausgeben, um das Vertrauen der Kinder zu erschleichen. Neuere Studien belegen aber, dass die Mehrzahl der Täter_innen sich als Erwachsene zu erkennen geben. Offensichtlich ist es für viele Kinder durchaus attraktiv, einen älteren Freund oder eine ältere Freundin zu haben, die ihnen Aufmerksamkeit schenken.
… hinterlassen Beweise
Täter_innen im Internet hinterlassen häufig Beweise: Mails, Chatprotokolle, Film- und Fotodateien. Diese Beweise sollten natürlich gesichert werden, falls es später zu einer Anzeige bei der Polizei kommen sollte. Eine Besonderheit bei den Chatprotokollen: wenn Sie einen Chat mit möglicherweise strafrechtsrelevantem Inhalt in den Händen haben, sollten Sie überprüfen, ob der Chat automatisch gespeichert wird oder vorm Schließen per Hand raus kopiert werden muss. Außerdem sollten Sie die Internetadresse und die Uhrzeit des Chatkontaktes möglichst genau festhalten, da anhand dieser Daten evtl. die IP-Adresse der Person ermittelt werden kann.